Jan Peter Apel
Wie
fliegen Insekten?
Natürlich können auch Insekten nur nach dem Grundprinzip des
Fliegens überhaupt, dem abwärts Beschleunigen von Luftmasse, fliegen.
Sie haben ihren Flugstil aber danach ausgerichtet, um auch auf der Stelle,
ohne Vorwärtsbewegung wie ein Flugzeug, fliegen zu können.
Trotzdem bewegen aber auch sie Flächen horizontal durch die Luft, um
diese dabei runter zu stoßen, wie es auch ein Flugzeug macht. Das tun
sie
mit dafür entwickelten ganz leichten Flügeln, die sie durch deren
kleine Massen mühelos schnell genug hin und
her schwenken können.
Nun
reicht es aber nicht mehr, die Flügel nur so wenig anzustellen wie
Flugzeugflügel, denen man das kaum ansieht (ca 6 Grad). Insekten stellen sie
mit
etwa 45 Grad steil an und schwenken sie horizontal hin und her, wobei
sie natürlich beim zurück Schwenken die Flügel so drehen, daß der
Anstellwinkel auch in dieser Richtung wieder 45 Grad
beträgt. Die Oberseite beim Vorwärtsschwenk wird dann zur Unterseite beim Rückwärtsschwenk.
Im Bild ist
eine Hummel als schwerstes Insekt bezogen auf seine Flügelgröße in
dem Moment dargestellt, in dem der Vorwärtsschwenk der Flügel
gerade am Ende angelangt ist. Da haben sich die Luftströmungen
eingestellt, die die Aerodynamiker zum Verzweifeln bringen, da sie
keine Verwandtschaft zu den Luftbewegungen mehr sehen, die im Kapitel
zuvor von einem Flugzeugflügel verursacht werden.
Dabei ist die Verwandschaft sogar eine Identität:
der
im Bild linke Wirbel entspricht dem Zirkulationswirbel um einen
Tragflügel herum und der rechte Wirbel ist der Anfahrwirbel. Dazwischen
ist der Bereich der nach unten gedrückten Luft, der beim Insektenflügel
nur die Breite des Flügels besitzt während er beim Flugzeug so
"breit" ist wie die Flugbahn lang.

Aus
der Unkenntnis des zuvor Gesagten ist eine Wirbeltheorie geboren
worden, obwohl Wirbel gar nicht aktiv sein
können, sondern überhaupt erst einmal erzeugt werden müssen. Wirbel
sind immer nur die Folgen von Etwas, niemals die Ursache für Etwas! Und
hier sind sie die Folge davon, daß sich der Flügel horizontal zu
quer durch die
Luft bewegt, was beim Flugzeug den total abgerissenen Strömungszustand
darstellt. Im Vergleich zum Flugzeug fliegen Insekten gekonnt mit
völlig abgerissener "Strömung".
Obwohl die Flügel der Hummel halb quer durch die Luft bewegt werden,
wird
doch Luft in Richtung der Flügelsenkrechten von Unter- wie Oberseite nach schräg
unten
in
Bewegung versetzt, also halb vertikal nach unten beschleunigt. Der vertikale Anteil davon ist
der Auftrieb, der das Fliegen ermöglicht. Dieser würde hier aber noch nicht
ganz ausreichen.
Hinzu kommt glücklicherweise noch etwas. Um die
Flügel halb quer durch die Luft zu bewegen, wird der Luftwiderstand gegen
diese Bewegungsrichtung
durch die Wirbelerzeugung erheblich größer. Dieser Widerstand wirkt aber ebenfalls
senkrecht auf die Oberflächen der Flügel, auch gegen die Vertikale 45 Grad von unten
nach oben, also in gleicher Richtung wie zuvor die Luft, die der Flügel "normal" schräg nach unten bewegte.
Zusammen
ergibt sich eine
senkrecht auf die Flügelfläche wirkende Luftkraft, die zum Fliegen ausreicht. Da Auftriebskraft immer
vertikal wirken muß, steht für sie bei 45 Grad Anstellwinkel der Flügelflächen 71% aus der
Gesamtluftkraft zur Verfügung. Damit können die Hummeln sowie alle
Insekten und
Kolibries bequem fliegen. Selbst Tauben drehen ihre Flügel bei
durch seitliche Hindernisse eingeengtem senkrechtem Fluchtstart bei der Rückbewegung so weit, daß die
Flügeloberseite nach unten zeigt.
Die
Luftmenge, die von Insektenflügeln nach unten beschleunigt wird, umfaßt
auch die im Bild eingezeichneten Wirbelbereiche: alles strömt zusammen nach
unten. Selbst die kleinere Wespe erzeugt einen Luftstrom nach unten, der bei schwülem Wetter und nahem Flug über dem Handrücken deutlich spürbar ist.
Deutlicher
als beim Hummelflug wird das Flugprinzip des Fliegens nirgends, nämlich
daß es ein rein mechanischer Vorgang ist ohne geheimnisvolle
Effekte wie nach Bernoulli oder Coanda.
Warum
pendelt eine Hummel hin und her, wenn sie eigentlich an einer Stelle
stillstehen will? Weil sie sonst von ihrem selbst verursachten
Abwind (downwash) mit nach unten absinken würde. Deshalb schwebt sie abwechselnd
zur Seite in noch ruhendere Luft.