Der Magnus - Effekt
Ersterscheinung 15.7.2003
von J. Peter Apel


Er wird hier am Beispiel eines Balles dargestellt. Der Ball hat im Bild gegenüber der Luft eine Bewegung nach rechts. Wer sich von beiden wirklich bewegt, ob (Fuß-)Ball oder die Luft (z. B. am Luftstrahl mit `anhängendem´ Ballon, beliebte Demonstration, wo alle rätseln, warum er `hängen´ bleibt), ist vollkommen egal!



Der Ball soll im Beispiel eine Vortriebskraft Fv gegenüber der Luft aus einem Stoß besitzen (`Schuß´ im Fußballspiel).
Vor sich muß der Ballkörper die Luft verdrängen, indem er sie zur Seite schiebt. Das bedeutet eine Beschleunigung der Luftteilchen zur Seite mit anschließender Rückbremsung der zuvor erteilten Geschwindigkeit, da die Luftteilchen ja nicht unter Zurücklassung eines Vakuum-`Loches´ einfach zur Seite weiter entfliehen können. Zwischen vorderstem Punkt des Balles und seinem größten Durchmesser, an dem eigentlich nur Überdruck für das Wegschieben erwartet wird, entsteht somit ein kleiner Unterdruckbereich, an Profilnasen auch als Unterdruck-`Blasen´ benannt.

Für den Magnus-Effekt ist das noch ohne Bedeutung. Für ihn haben die näheren Luftteilchen am größten Ballquerschnitt bis auf eine kleine Mitnahmegeschwindigkeit mit dem Ball fast Ruhestellung wie die Luftteilchen in der weiteren Umgebung.
Hinter dem größten Querschnitt ergibt sich geometrisch durch das gegenseitige Verschieben von Ball und Luft die Entstehung eines zwickelförmigen, schmalen, dreieckigen Freiraumes (im Bild schraffiert). Dieser Freiraum füllt sich mit Luft auf. Wo kommt die Luft dafür her? Es sind die Luftteilchen, die zuvor von der Vorderfront zur Seite geschoben wurden.
Luftteilchen besitzen Masse. Diese Masse muß beschleunigt werden. Dazu ist eine Kraft erforderlich. Diese wiederum kann nur entstehen, wenn ein Druckgefälle vorliegt.
Es entsteht ein wirkungsmäßiger Ablauf: geometrische ursächliche Entstehung von Freiraum, dadurch Entstehung von Unterdruck in diesem, damit Bildung eines Druckgefälles von seitlich zur Oberfläche des Balles, damit Beschleunigung der Luft und Strömung zur Balloberfläche hin. Luft strömt von seitlich zur Balloberfläche im Bereich des Zwickels.

Wie weit der Bereich seitlicher Luftzuströmung nach größtem Ball-Querschnitt nach `hinten´ reicht, hängt von einigen Umständen ab, z. B. Grenzschichtdicke, -zustand und Reynoldszahl aus der Differenzbewegungsgeschwindigkeit.

Der Bereich seitlichen Zuflußes, in der Strömungsterminologie der Bereich noch `anliegender Strömung´, ist kurzzeitig nach Beginn der Differenzbewegung zwischen Ball und Luft gleich weit am Umfang des Balles vorhanden. Die sich hinter dem Ball wechselseitig bildenden Wirbel verursachen aber durch ihre Rückwirkungen eine Beeinflussung der Länge des seitlichen Luftzuflußes derart, daß auf der dem momentanen Wirbel gegenüber liegenden Seite auf längerer Strecke seitlicher Luftzufluß stattfindet. Auf der Wirbelseite verkürzt sich der Bereich dafür bis zu Null bzw. es entsteht durch die Grenzschicht sogar schon vor dem größten Querschnitt eine Trennung zwischen seitlicher Luft und Balloberfläche.

Der gegenüber der momentanen Wirbelseite befindliche Unterdruck im Bereich des seitlichen Luftzuflußes (Zwickel) zieht den Ball mit der durch das Ansaugen der seitlichen Luftteilchen entstehenen Sogkraft als Reaktion zu dieser Seite hin.
Das könnte man schon als Magnus-Effekt bezeichnen mit der Magnus-Kraft Fm, hier jedoch noch OHNE Drehung des Balles! Da die Wirbel nach den von Kármán gefundenen Gesetzen von einer zur anderen Seite wechseln, wird der Ball aber abwechselnd von einer zur anderen Seite gezogen. Fußballtorwarte kennen die Zick-Zick-Fluglinie des Balles.

Hat der Ball Eigendrall, so beschreibt er bei seinem Flug in der Luft die bei Frei- oder Eckstößen im Fußball gewünschten `Bogen´linien. Hierbei ändert sich Folgendes:
Das wechselseitige Auftreten der Wirbel nach Kármán verschwindet. Der `Schlepp´wirbel hinter dem Ball liegt nun dauernd an einer Seite fest. Warum?

An der Seite, an der die Drehung des Balles nach vorn stattfindet, bewirkt das Einfließen von an der Oberfläche anhaftender Luft in den geometrischen Zwickel, daß dort kein Unterdruck entstehen kann, der Luft von dieser Seite zufließen lassen könnte. Die durch vorgenanntes Einfließen sich verdickende Grenzschicht trennt die `Zug´verbindung zwischen Oberfläche und seitlicher Luft.

An der Seite, an der die Drehung des Balles nach hinten gegen die Differenzbewegung zwischen Ball und Luft stattfindet, wird dagegen noch anhaftende Luft aus dem luftleer werden wollenden geometrischen Zwickel (schraffierte Fläche) abgesaugt, so daß dieser Bereich in seiner Länge noch wächst. Es ergibt sich der skizzierte Bereich der Zuströmung von der Seite mit Unterdruck auf der Balloberfläche.

Die Kraft daraus, mit Magnuskraft bezeichnet, wirkt senkrecht zur Balloberfläche des Unterdruckbereiches auf den Ball. Aus Vortriebs- und Magnuskraftvektor ergibt sich für den Ball der resultierende Bewegungsvektor v-Strich zur Seite bzw. beim `slice´ im Tennis nach oben, je nachdem halt, in welcher Richtung dem Ball der Drall erteilt wurde.

Die Magnuskraft hat auf Grund der räumlichen Richtung der Oberfläche im Unterdruckbereich auch eine Komponente nach hinten, gegen die relative Bewegung des Balles zur Luft. Das hat einen erhöhten Widerstand zur Folge, so daß ein Ball im Flug durch die Luft schneller langsamer wird. Das ist den `Praktikern´ ja bekannt, und hiermit nun auch erklärt.

Resümee:

Unterdruck entsteht GEOMETRISCH durch gegenseitige Verschiebungen von Oberflächenkontur und Luft!

Und wie ist es beim `Auftriebs´unterdruck am Tragflügel?
Genau so, nach gleichem geometrischen Prinzip!
Nur ohne zusätzliche Oberflächenbewegung!


Die Natur macht in ihren Prinzipien keine Sprünge, weder vom Maikäfer zum Flugzeug, noch vom Ball zum Tragflügel, noch vom Unter- zum Überschallflug!